tobias - Themba

 

Themba

 

von Lutz van Dijk

 

 

Der 12jährige Themba lebt mit seiner jüngeren Schwester Nomtha und seiner Mutter Mandisa in einer kleinen Dorfhütte in Südafrika in armen Verhältnissen.  Der Vater ist seit einigen Jahren nicht mehr aufgetaucht. Die Mutter Mandisa muss auf den Feldern anderer Leute hart arbeiten, um die kleine Familie über Wasser zu halten. Eines Tages kommt Mandisa freudestrahlend nach Hause und bringt einen Mann namens Luthano mit, der erzählt, dass er der Onkel des vermissten Vaters ist. Luthando wird in der Familie aufgenommen. Themba und Nomtha mögen ihn jedoch nicht. Zu Beginn unterstützt Luthano die Familie mit Geld und hilft bei der Gartenarbeit.

 

 

Themba spielt mit Begeisterung Fußball. Fast täglich trifft er sich mit einigen anderen Jungs bei seinem besten Freund Sipho. Sipho hat eine Regel aufgestellt: Niemand darf ins Haus hinein, weil seine Mutter krank ist.

Alle Jungen sind arm, haben keine Schuhe und spielen auf einem Acker mit einem einfachen Tor aber alle träumen davon große Fußballstars zu werden. Sie nennen ihre Mannschaft die Lion Strikers.

 

 

Bei Themba zu Hause läuft es mit der Zeit immer schlechter. Onkel Luthando hat kein Geld mehr, er ist faul und fängt an zu trinken. Schließlich verliert auch die Mutter noch ihren Job. Mandisa beschließt schweren Herzens ihre Kinder zu verlassen um in Kapstadt Geld verdienen zu können. Luthando soll auf die Kinder aufpassen.

Schon am ersten Tag gibt es Streit zwischen Luthando und Themba. Für Themba endet der Streit mit einem blutigen Gesicht. Themba kann dies vor allen verbergen, nur Sipho merkt sofort, dass etwas geschehen ist:

 

 

Auszug aus dem Buch:

 

 

Was ich an Sipho am meisten schätze: Er kann zuhören wie kaum jemand sonst. Und was du auch mit ihm teilst, welche Niederlage oder welchen Fehler oder sonstigen Schwachsinn, den du angestellt hast – er wird es niemals gegen dich ausnutzen oder weitererzählen. Alles berichte ich ihm, auch von meiner Angst, eines Tages vielleicht Momtha nicht wirklich beschützen zu können gegen Onkel Luthando.

Nicht einmal hat Sipho mich unterbrochen. Ich beende meinen Bericht mit Onkel Luthandos Drohung, mir zu zeigen, wer ab jetzt bei uns das Sagen hat.

 

 

Sipho bleibt einen Augenblick still, bevor er mit einer traditionellen Redensart antwortet: „Jener, der zum Feuer kriecht.“ Gemeint ist damit: Das ist einer, der gefährlich werden kann. Sipho hat mich genau verstanden.

 Wie immer, wenn wir allein sein wollen, sitzen wir im Schuppen. Wir sprechen leise und hocken ganz dicht beieinander. Ich merke, dass Sipho angestrengt über etwas nachdenkt. Ich warte, keinesfalls will ich ihn drängen. In dem Moment hören wir das Weinen eines Kindes aus der Hütte, dann wird die Tür einen Spalt geöffnet und der kleine Bruder ruft: „Sipho – komm her wir brauchen dich.“

Sofort springt Sipho auf und läuft zur Hütte hinüber. Wie immer schließt er die Tür sofort wieder hinter sich. Ohne die einzelnen Worte zu verstehen, höre ich ihn streng mit seinen Geschwistern reden. Augenblicklich verstummt das Weinen. Kurz darauf öffnet sich die Tür und er kommt langsam zu mir zurück. Es ist, als hätte er gerade eine schwere Entscheidung getroffen und bräuchte jetzt nur noch etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Schließlich bleibt er vor mir stehen und beginnt zu reden: „Themba, wenn ihr beide, Nomtha und du, zu Hause nicht mehr bleiben könnt, dann …“, er hält kurz inne, fährt dann aber entschlossen fort, „…dann könnt ihr jederzeit zu uns kommen und hier wohnen.“

„Aber deine Mutter …“, entgegne ich unsicher, als müsste ich ihn an die einzige unumstößliche Regel erinnern, seit wir Freunde geworden sind, „da musst du doch erste deine Mutter fragen … oder?“

„Ich habe sie gerade gefragt“, entgegnet er in einem eigenartigen Ton. Ich habe gebetet und sie dort gefragt, wo sie jetzt ist. Mama, habe ich gefragt, wenn dein bester Freund in Not ist, was würdest du dann tun? Und dann war es ganz ruhig in meinem Herzen und das bedeutet, dass sie mir zugestimmt hat.“

„Was sagst du da?“, frage ich nach, weil ich nicht sicher bin, ob ich ihn richtig verstanden habe. So wie Siphos Stimme jetzt klingt, kenne ich ihn gar nicht.

„Mama ist vor vier Monaten gestorben“, sagt Sipho so leise, dass ich es kaum hören kann. „Außer uns weiß es niemand. Sie ist an AIDS gestorben.Sie hatte solche Angst, dass jemand schlecht über sie reden könnte. Nicht mal zur Klinik wollte sie mehr gehen. Über ein Jahr hat sie uns so daran gewöhnt, niemand in die Hütte zu lassen und alles allein zu machen. Manche Nachbarn sind von selbst weggeblieben, als das Gerücht umherging, dass Mutter jene unheimliche Krankheit hat. Wir haben alles so gemacht wie vorher.“

Sipho ist erst der zweite Mensch, den ich kenne, der das Wort AIDS ausspricht.

Noch größer als der Schrecken über den Tod seiner Mutter ist das Gefühl unendlichen Vertrauens, das ich ihm gegenüber in diesem Moment empfinde. „Sipho ich danke dir.“ Während wir noch schweigend beieinander sitzen, ruft die kleine Schwester mit ernstem Gesicht: “Sipho ich muss mal.

Sipho und ich müssen lachen. „Das Leben geht weiter“, sagt er trocken.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch für Themba und Nomtha geht das Leben weiter. Sie versuchen Luthando aus dem Weg zu gehen. Anfangs schickt Mandisa regelmäßig Briefe. Themba findet im Fußball Ausgleich und mit seiner Mannschaft, den Lion Strikers schafft er es bei einer landesweiten Fußballmeisterschaft bis ins Halbfinale. Nach dem Spiel taucht plötzlich der Cheftrainer Big John von Ajax Kapstadt in der Kabine auf und verspricht der Mannschaft Fußballschuhe. Themba bekommt sogar persönlich seine Visitenkarte überreicht mit den Worten: Ich möchte dich noch mal spielen sehen!“ Die Freude ist übergroß!

 

 

Zu Hause wieder angekommen ist Luthando nicht da. Themba und Nomtha legen sich schlafen. In der Nacht kommt Luthando betrunken nach Hause und will sich über Nomtha hermachen. Themba kann seine Schwester befreien und schickt sie zu Sipho. Themba wird jedoch von Luthando zusammengeschlagen und missbraucht.

Am nächsten Morgen kann Themba entkommen. Es gibt nur einen Ausweg. Er muss mit Nomtha weg. Mit dem Bus fliehen sie nach Kapstadt.

In der großen Stadt beginnt eine verzweifelnde Suche und wie durch ein Wunder finden sie ihre Mutter. Sie wohnt in einem Township in einer feuchten, stinkenden Hütte. Themba und Nomtha erkennen sie kaum, denn Mandita ist abgemagert, hat kaum noch Kraft und kann wenig reden. Niemand möchte etwas mit ihr zu tun haben. Mandita hat AIDS. Sie sagt, dass Luthando der einzige ist, an dem sie sich infiziert haben kann. Themba wird in diesem Moment bewusst, dass auch er von Luthando angesteckt worden sein könnte, aber er schweigt.

Der Zustand der Mutter verschlechtert sich. Themba braucht dringend Geld für Medikamente und die Pflege in einem Hospiz. Auch muss er für Nomtha sorgen, aber er findet keine Arbeit. In seiner Not greift er zu der Visitenkarte von Big John und bittet diesen um einen Job. Big John gibt Themba Geld und er möchte dass Themba bei ihm trainiert.

Themba trainiert hart, aber er findet immer Zeit, seine kranke Mutter zu besuchen. Nomtha findet eine Arbeitsstelle in einem Kinderhaus – einem Haus für AIDS-kranke Kinder.

 

 

Nomtha spürt, dass Themba ihr etwas verschweigt. Es kostet ihn große Mühe aber dann berichtet er Nomtha, dass er von Luthando vergewaltigt wurde. Nomtha möchte, dass sich Themba testen lässt und wenige Tage später erfährt er, dass er mit HIV infiziert wurde.

 

 

Der nächste Tag ist ein großer Tag für Themba: Er sitzt auf der Reservebank der südafrikanischen Nationalmannschaft „Bafana Bafana“. Durch die Verletzung eines anderen Spielers wird Themba eingewechselt und macht das entscheidende Siegestor. Er ist der Held des Tages. Die Presse wartet auf ihn. Doch seit dem gestrigen Tag – nach dem Testergebnis – ist alles anders.

 

 

 

 

 

 

Das ist nun meine Frage an euch: Was würdet ihr den Reportern alles sagen?


 
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